Freitag, 25. April 2014

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An diesem Tag, von dem jetzt die Rede sein soll und an dem alles anders wurde, stand Herr Adalbert also vor seinem Haus und sah die Pfeffergasse erst hinauf und dann hinunter.

Aus dem Haus Nummer 15, schräg gegenüber, hörte er die Frau Bolle mit ihrem Sohn schimpfen, drei Häuser weiter saß der alte Herr Schniepel auf der grünen Bank neben der Türe und nahm grüßend seine Pfeife aus dem Mund und oben an der Ecke trug der Herr Krämer Obst- und Gemüsekisten aus seinem Laden und baute sie, gut sichtbar für seine Kunden, vor dem Schaufenster auf.

Alles war wie jeden Morgen und Adalbert nickte zufrieden und ging los um seinen täglichen Spaziergang durch Kleingrimmelshausen zu machen.

"Pass immer schön auf, wenn du das Haus verlässt." hatte sein vater, der genauso vorsichtig wie Adalbert gewesen war, immer gesagt. "Denn wer weiss, wohin der Weg einen führt und wo man am Ende des Tages sein wird."

Und diesen Grundsatz hatte Adalbert immer befolgt und seine Schritte stets mit Bedacht getan, damit er am Ende des Tages wieder zuhause war und nicht irgendwo, wo er vielleicht gar nicht sein wollte.

Aber manchmal kommt eben alles anders.

Wie an jedem Tag ging Adalbert zuerst die Pfeffergasse hinunter, dann die Treppe neben der Kirche hinauf, bog in die Dorfstrasse ein, umrundete den Marktplatz, setzte sich auf den Brunnenrand und fütterte die Tauben, ging dann links durch die Hohle Gasse, trank in der Konditorei Streusel einen Kaffee und kehrte dann auf einem Feldweg, der ihn einmal um Kleingrimmelshausen herumführte, zurück nach Hause.

Einen anderen Weg, oder einfach einmal andersherum zu gehen, wäre ihm im Traum nicht eingefallen und hätte für Adalbert bereits ein kleines Abenteuer bedeutet.

Und als er gerade sein Haus wieder betreten hatte, er hatte noch nicht einmal seine Jacke ausgezogen und bückte sich gerade, um seine Stiefel mit den Hausschuhen zu vertauschen, klingelte es an der Türe.